Schön, dass Du da bist =^..^=
Montag, den 16.11.2015

 

 

 

 

 

 


Der heutige Tag beginnt um 5:30 mit der Einnahme der altbewährten Madopar LT. Warum eigentlich schon um 5:30 und nicht wie gewohnt um 6:00? Die Nächte werden doch auch so schon mit dem zischenden Sprudeln des Sauerstoffgeräts und dem Schnarchen meiner Zimmergenossin immer kürzer und anstrengender. Mein Blutdruck kommt dabei zwar so richtig in die Gänge, das könnte ich aber morgens viel besser gebrauchen. Weil das aber nicht so ist, fällt es mir heute Morgen wohl auch besonders schwer, meine Augen zu öffnen und mir das Madopar LT mit einem Glas Wasser in den Hals zu kippen. Kaum ist es kleckerfrei in mir gelandet, fallen mir die Augen auch schon wieder zu. Um 7:00 werde ich erneut aus dem Tiefschlaf gerissen und die Schachtel mit der Tagesration meiner Medikamente auf den Nachttisch gelegt. Gerade noch rechtzeitig für die jetzt fällige Tablette. Nachdem auch diese erfolgreich in meinem Magen gelandet ist, kommt mir der Gedanke, dass ja heute Montag ist und bereits kurz nach dem Frühstück die Anwendungen wieder starten. Also sollte ich wohl jetzt mal raus aus dem Bett, mich waschen, mir die Zähne putzen und die Haare soweit wie möglich frisieren und zudem auch noch die freundliche Maske mit den Lachfältchen aufsetzen. Meine Zimmergenossin scheint diesen Gedanken schon vor mir gehabt zu haben, derweil sie sich schon im Bad befindet und dieses erfahrungsgemäß auch erst zum Frühstück wieder verlässt. Dann gibt es von mir heute eben kein Lächeln am Frühstückstisch. Ist wohl auch besser so, ansonsten kämen ja die Bettdeckenzipfel zum Vorschein, die ich mir letzte Nacht aus Wut schon zwischen die Zähne gebissen hatte. Aus diesem Grunde schmeckt mir heute das Brötchen auch nicht besonders gut und der Genuss beim Trinken des Kaffees ist ebenfalls ausgeblieben. Nun aber husch, fertig machen und anziehen, damit die Logopädin nicht auf mich warten muss. Ich kann mir gerade so richtig lebhaft vorstellen, dass ich ihr eine halbe Stunde lang, laut und deutlich einen Vortrag über den Grund des Zuspätkommen vortragen muss. Zum Glück erscheint sie aber erst, als ich schon fix und fertig erneut am Tisch Platz genommen habe. Puh ....
Die halbe Stunde vergeht schneller als ich dachte und nun steht bereits die Physiotherapie an. Ich schlüpfe in festes Schuhwerk und begebe mich 4 Etagen tiefer in ein anderes Gebäude. Ich darf mich hinlegen, oh ist das schön. Allerdings nur kurz, denn meine Therapeutin möchte mir nun mit geschickten Handgriffen ein wenig Raum in der linken Schulter verschaffen, damit die dort ansässigen Muskeln mir nicht ständig auf den Nerv gehen. Wenigstens die nicht mehr ... 
Wieder in meinem Zimmer eingetroffen, findet auch schon die Montagsvisite statt. "Wie geht es Ihnen denn heute?" lautet die Frage der Stationsärztin. Ich greife auf meinen Nachttisch, reiche ihr meine Tablettenbox und mein Zeigefinger wandert zu der kleinen gelben Pille. Ich sage ihr, dass es mir nicht gefallen hat, dass ich ein Antidepressivum anstatt des gewünschten Schlafmittels in meiner Box vorgefunden habe. Schweigen ... Niemand kann mir genau sagen warum das jetzt so sei, aber es wäre doch bestimmt wegen des schlechten Schlafes angeordnet worden. Aber von wem? Eigenmächtig will es da zumindest niemand eingetragen haben. Die Stationsärztin wirft zudem noch kurz ein, dass sie als Schlafmittel aber auch etwas anderes in Erinnerung hätte. Mir egal, ich will kein Antidings und damit bums. Die Ärztin scheint ein wenig angesäuert wegen meiner Reaktion zu sein, macht mir das allerdings im Moment wenig aus, derweil ich selber genauso sauer über die scheinbar nicht angeordnete Gabe des Antidings bin. Ich mache mir aber trotzdem noch die Mühe und kläre die Geschichte mit dem bei mir erhöhten Lipoprotein A Spiegel auf und dass damit verbunden ein erhöhtes Risiko besteht, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Und genau diese und noch weitere Risiken bestehen nun zusätzlich auch noch mit der Einnahme des Antidingsbums ... dem Antidepressivum. Ich habe das Gefühl, dass mein Einwand nicht ganz ernst genommen wird. Zudem höre ich jetzt auch nur noch die leise gemurmelten Worte, dass man auf diese Weise nun lediglich noch ein weiteres Medikament gefunden hätte, was ich nicht vertragen würde ...
Aber ich bin doch auch nicht hergekommen, damit man mir irgendwelche Medikamente gibt, die zwar irgendwo auch helfen, aber genauso gut auch andere Baustellen weiter aufreissen, sondern ich bin hergekommen, damit man in Abstimmung mit mir Medikamente findet, die mir helfen und möglichst alle Beschwerden lindern. Ist das denn schon zuviel verlangt oder stelle ich einfach nur zu hohe Ansprüche? 
Das Mittagessen kommt pünktlich um 11:45 und das lasse ich mir heute ausnahmsweise auch mal richtig gut schmecken.
Kaum bin ich fertig mit dem Essen, steht auch schon der Termin mit der Psychologin an . Zusammen mit dem von mir inzwischen ausgefüllten Fragebogen, den sie mir bereits letzte Woche ausgehändigt hatte, entschwinden wir in ein abgelegenes Zimmer. Wir unterhalten uns über die letzten Tage und ob es mir seit letztem Mittwoch evtl. schon wieder etwas besser gehen würde. Wie soll es mir denn besser gehen, nach all dem was passiert ist? Sie beantwortet sich diese Frage in Anbetracht der Vorkommnisse aber sofort selber. Nun sieht sie sich den Fragebogen an, zählt die Punkte von meinen angekreuzten Antworten zusammen und erläutert mir sogleich, dass ich eine mittelschwere Depression habe. Ziemlich deprimierend ...
Aber um damit fertig zu werden und den Kopf wieder frei zu bekommen, findet ja im Anschluß noch das autogene Training statt, welches ebenfalls von ihr geleitet wird.
"Gedanken kommen und gehen ... sie ziehen vorbei wie eine Wolke ..."
Meine ziehen aber gar nicht vorbei und hängen stattdessen fest. Da ist wohl gerade ne Flaute in meinem Kopf ...
 
 
 
 
 

 

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