Dienstag 30.09.2014
Heute ist Dienstag, der 30.09.2014
Es ist 8 Uhr morgens und ich wähle die Nummer meines Chefs, um mit ihm über meinen Gesundheitszustand und meine Reha zu reden. Er hat ein offenes Ohr für mich, nicht nur heute. Ich erzähle ihm von meinem schlechten Gemütszustand, meinen Sorgen und meinem Heimweh, welches ich schon entwickelt habe, bevor ich weg bin. Jetzt sind es nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrt, mein Magen ist flau und mir laufen die Tränen über die Wangen, weil ich nicht los möchte, nicht zur Reha will, nicht krank sein will. Aber es ist nunmal so, ich bin krank, ich muss los und die Reha soll mich aus meinem gesundheitlichen und seelischen Tief reißen, welches mich nun doch schon recht stark eingebunden hat. Mein Mann nimmt mich wiederholt in den Arm und spricht mir Mut zu, sagt, dass es wichtig für mich sei, da es so kein Leben mehr ist, jede Nacht im Schaukelstuhl zu verbringen .... seit Monaten.
Es geht los, wir sind kaum auf der Autobahn, da schlafe ich ein.
An der Ostsee angekommen geht es zur Aufnahme, Wartenummer ziehen wie im Ortsamt, drankommen, Formulare ausfüllen, ab nach oben auf die Station, anmelden, Papiere abgeben, warten, grübeln, weinen .... ich will nach Hause ....
Ich schicke meinen Mann auch zurück, zum einen, weil er sich langweilt und zum anderen, weil ich mit kurzen, schmerzlosen Abschieden besser zurecht komme.
Dienstag war es auch so ...
Es dauert in meinen Augen Stunden, ehe mir mein Zimmer zugeteilt wird.
Ich bin die erste hier und kann mir eines der beiden Betten aussuchen. Fensterblick, was anderes kommt nicht in Frage! Dritte Etage mit Blick auf die Ostsee ... und den Rest der Kinik ...
Der restliche Tag wird mit Besuchen aller möglichen mir bis dato unbekannten Personen und Gegenständen gefüllt. Ärztinnen, Gymnasten, Schwestern, Masseuren, Fliegen und dem einen und anderem Blutdruckmessgerät, Fragebogen, Tabletten und einer Bettnachbarin. Diese allerdings bleibt. Ebenso ihr Sauerstoffgerät, ihre Gespräche und Ihre bei mir zurückgelassen Eindrücke von ihr.
Ich bin nicht gerade froh, als es Abend wird, Ruhe einkehrt und ich mit Missmut auf mein Krankenbett starre, welches mir nun ab sofort eine starke Stütze in den nächsten zwei Wochen bieten soll. Was ich aber brauche ist kein Krankenbett, kein Sauerstoffgerät und schon gar nicht die Geräusche, die sich am anderen Ende des Steckers, welcher an diesem Gerät hängt, entwickeln ...... Ich brauche eine Stütze die mich hält, die mich auffängt, wenn ich falle, wenn ich mich selbst nicht mehr halten und aufrichten kann ....
Diese Nacht schlafe ich schlecht, Tränen trüben zudem des Öfteren meinen klaren Blick .............
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