Freitag, den 06.11.2015
Kaum dass ich gestern um 20:30 eingeschlafen bin, melden sich gegen 22:30 zuerst meine Rückenschmerzen und dann eine Schwester zum Blutdruckmessen an. Zumindest hat sie uns beide geweckt, ich spüre nun meine Schmerzen wieder besonders gut und mein Blutdruck ist auf 90/60 rauf gegangen. Ab jetzt wird die Nacht lang, unruhig und regnerisch. Eben ging die Tür zum wiederholten Male auf und meine Madopar LT wird mir ans Bett gebracht. Aber noch sehe ich mich nicht wachwerden, schlucke nur die Madopar runter und schließe meine Augen wieder zu.
Um kurz vor 7:00 ist die Nacht wieder vorbei. Die restlichen Medikamente werden von einer Schwester gebracht, der Blutdruck und die Temperatur von einer anderen Schwester gemessen, das Bad von meiner Zimmergenossin in Beschlag genommen und das Frühstück auf den Tisch gestellt. Ich entschliesse mich dazu, mein Brötchen im Pyjama zu mir zu nehmen. Beim Trinken des noch vorhandenen Kaffee's lese ich ein paar Gedichte aus meinem Buch 'Nebenwirkungen mal anders beschrieben' vor und prompt laufen mir die Tränen. Die Tür zum Flur öffnet sich just in diesem Moment und die Logopädin kommt herein. Auf ihre Frage, wie es so geht, kann ich nicht antworten. Aber heute erwartet sie keine laute Antwort von mir, sondern streicht mir behutsam über den Arm. Ich trockne kurz meine Augen und Wangen und benetze mit dem Rest Kaffee meine trockene Kehle. Nachdem die Übungen durch sind, gelingt es mir endlich unter die Dusche zu springen. Aber kaum dass ich im Morgenmantel (jetzt besser Vormittagsmantel) aus dem Bad stolpere, steht die Visite an. Kurze Besprechung zu meiner Medikation, eine Erhöhung dieser wird angeraten und mir wird ein Antidepressivum empfohlen, um meine Stimmungslage zu bessern. Ich erkläre, dass ich schon das Antidepressivum Mirtazapin probiert habe, aber auf Grund der Nebenwirkungen Depressionen entwickelt hätte. Und genau aus diesem Grunde, möchte ich also auch keine weiteren Versuche unternehmen. Ob das nun so angenommen wurde, weiss ich nicht. Die Visite verlässt das Zimmer, mein Morgenmantel meinen Körper und die Feuchtigkeit durch den Haartrockner meine Haare. Hoffentlich verlässt mich nicht auch noch der Mut ...
Aber zum Glück habe ich keine Zeit darüber nachzudenken, denn die Ergotherapeutin betritt mit einem Spiel das Zimmer. Bei dem Spiel handelt es sich um eine Art Domino, die Steine haben allerdings 3 Seiten, was das Ganze etwas erschwert. Das soll es natürlich auch, denn neben der Feinmotorik soll die Konzentration auch nicht zu kurz kommen.
10 Minuten Pause und schon geht es zur Physiotherapie, die wieder in dem Raum stattfindet, der neben der Intensivstation liegt. Hoffentlich hören die dort nicht mein Jammern, wenn mir die Therapeutin überall drauf rumdrückt und mir das eine und andere AUA entfleucht. Auch mein Magen und Darm grummeln angestunken vor sich hin. Sozusagen ... Nun gut, oder auch nicht gut, ich darf noch 10 Minuten Fahrrad fahren. Nach 2 Minuten kommt die Frage, ob noch alles Ok ist. Nöööööö, mir tut der Hintern weh, das fehlende Sitzfleisch läßt den Sattel ungehindert auf die Knochen drücken. Alles lacht ;-) und ich bekomme ein Kissen für den Sattel ...
Wieder oben auf der Station, läuft mir die Stationsärztin über den Weg und meint, dass es ja ganz gut aussieht mit dem Gehen. Ja sage ich, das Gehen ist ja auch nie meine Schwäche gewesen. Hmmm. Das liest sich ja jetzt auch komisch ;-)
Um Punkt 11:45 kommt das Mittagessen und ich kann mir einfach nicht verkneifen zu sagen, dass der Spinat wie ein Kuhfladen aussieht. Gröl lach kicher. Trotzdem esse ich alles brav auf.
Während ich nun gerade diesen Beitrag schreibe, erscheint ein Pfleger in der Tür und bietet Kaffee an. Und da ich ja nun mal auch gut erzogen bin, sage ich natürlich auch Bitte bei der Frage, ob ich auch 2 Tassen Kaffee bekommen könnte. Aber natürlich, kein Problem! DAAAANKE ;-))
Ich frage mich gerade, warum ich nur eine Tasse davon in heisser Form austrinken darf und während ich mich auf die 2. Tasse stürze, die Stationsärztin hereinstürmt. Frage beantwortet, sie möchte mir schon wieder auf die Nerven gehen, diesmal sogar sehr persönlich. Meinen Kaffee darf ich nicht mitnehmen, also kühlt dieser nun noch weiter ab, während ich mich in die Fänge der Ärztin, einem Stromableitarmband und einer sehr spitzen Nadel begebe. Schon wieder diese unangenehme Prozedur, 10 Minuten später zwar etwas perforiert, aber mit der Gewissheit den Raum, die Ärztin und die nervige Nadel verlassend, dass meine Nerven in Ordnung sind und nicht von der ollen und vorgefallenen Bandscheibe bedrängt werden. Entwarnung, keine OP oder Spritzen von Nöten. Wenigstens etwas. Aber was macht dann diese Missempfindungen? Grübel ...
Trotzdem lasse ich mir nun den kalten Kaffe und den 2. Keks schmecken. Auch wenn mir hier einiges auf selbigen geht ;-)
Ich denke, ich gehe jetzt noch ein wenig an die See, Luft schnappen und abreagieren. Schließlich ist es heute noch früh ... dafür aber nass von oben. Egal, ich hab ja einen Schirm dabei. Den soll ich aber gar nicht nehmen, geht doch auf die Nerven ...
AAAAAAAAHHHHHHHHHHH
312963